AI

Hauptsache was mit AI – ist keine Innovationsstrategie

Warum AI-Projekte oft nur Show sind und wie echte Innovation aussieht.
Geschrieben von
Yvonne Roberg
Veröffentlicht am
April 7, 2025

In einem fensterlosen Meetingraum irgendwo in Deutschland. Drei Führungskräfte, eine Beraterin, eine Strategie-PPT. Slide 17 zeigt ein Diagramm mit Pfeilen, irgendwo steht „AI-Pilot“. Einer nickt, der andere sagt „Genau sowas brauchen wir auch.“ Zwei Monate später gibt es einen Chatbot – und niemand nutzt ihn.

Was ist passiert?

Viele Unternehmen verfallen derzeit in einen fast panischen Aktionismus rund um das Thema Künstliche Intelligenz. Die interne Stimmung schwankt zwischen FOMO („Fear of Missing Out“) und dem Drang, irgendetwas mit AI gemacht zu haben, um die nächste Vorstandspräsentation nicht mit leeren Händen betreten zu müssen. Das Resultat: Proof-of-Concepts ohne Concept, MVPs ohne Market, und Use-Cases, die nur Use, aber keinen echten Case haben.

Der Glaube: Wenn wir nur schnell genug etwas mit AI bauen, zeigen wir Innovationsfähigkeit.
Die Realität: Es wird viel gebaut, wenig genutzt, noch weniger verändert.

Der Irrtum der Technologie-First-Strategie

„Hauptsache was mit AI“ ist keine Innovationsstrategie. Es ist ein Reflex.

Innovation beginnt nicht mit Technologie, sondern mit Relevanz. Wer AI-Projekte startet, ohne ein echtes Problem zu verstehen, zu durchdringen und in den organisatorischen Kontext einzubetten, der baut meist nur digitale Feigenblätter. Es sieht modern aus, aber es deckt nur die Angst auf, abgehängt zu werden.

Ein Beispiel: Der zehnte interne Chatbot, der die Kantinenzeiten vorliest oder die Urlaubstage verwaltet, löst kein strategisches Problem. Es ist nett. Vielleicht sogar effizient. Aber es ist nicht innovativ.

Was echte Innovation mit AI unterscheidet

Wer AI wirklich strategisch nutzen will, muss sich leider erst ein paar unbequeme Fragen stellen:

  • Welches echte Problem lösen wir – für wen und warum?
  • Wie verändert AI den Wertschöpfungsprozess oder das Geschäftsmodell – nicht nur ein Tool?
  • Was passiert, wenn wir es nicht machen – außer dass wir eine Slide weniger haben?

Strategische AI-Innovation beginnt dort, wo sie unersetzlich ist – nicht da, wo sie nett wäre. Sie schafft neue Datenfundamente, neue Services, neue Kundenerlebnisse – nicht nur neue Buttons.

Von Feigenblatt zu Fundament: Wie es besser geht

Ein paar Impulse aus der Praxis:

  • Problem-driven statt tech-driven: Beginne mit einem akuten Pain Point. Nicht mit „Wir wollen auch einen Bot“.
  • AI als Enabler, nicht als Hauptdarsteller: Die Technologie ist nur Mittel zum Zweck. Die Innovation liegt im neuen Nutzen.
  • Von der Insel zum System: Erfolgreiche AI-Lösungen sind nicht „Piloten“, sondern Teil einer Strategie, die Prozesse, Menschen und Entscheidungen verändert.
  • Mut zur Irrelevanz: Nicht jedes Problem braucht AI. Manchmal reicht ein Prozessdiagramm, das jemand versteht.

Am Ende bleibt die Entscheidung bei jedem selbst:
Will man Teil der großen AI-Welle sein – oder will man echte, relevante Innovation gestalten?

Wer nur schwimmt, landet vielleicht auf Slide 17.
Wer denkt, baut etwas, das bleibt.
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